*** Willi Schürpf ***

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Anton

Schürpf

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Anna Maria

Schürpf-Signer

... Eltern von ...

Willi

Schürpf

* Fr, 1904-02-26
† Mi, 1961-06-07

... verheiratet mit ...

...

 

 

1926

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Maria Theresia (Therese)

Schürpf-Enzler

...

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Willi Eduard (Willi) Schürpf


*** Report ***


Personalien

Name

Willi Schürpf

Bürger von

Appenzell

Geboren am

1904-02-26 in Appenzell

Gestorben am

1961-06-07

Wohnort(e)

Appenzell (1904); zur Sonne, Appenzell (1961)


Eltern

Vater

Anton Schürpf ()

Mutter

Anna Maria Schürpf-Signer ()


Partner

Ehefrau

Maria Theresia (Therese) Schürpf-Enzler (?)
Hochzeit am 1926


Kinder

Sohn

Willi Eduard (Willi) Schürpf (1935-12-15 bis 2018-08-28)


Wurde als drittes Kind in einem kleinen Häuschen in der Nähe des Bahnhofes Appenzell geboren. Nach der Realschule am Kollegium Appenzell Besuch des Instituts Stavia in Estavayer-le-Lac. Ab 1921 Substitut in der kantonalen Verwaltung, 1933 bis 1947 Betreibungs- und Konkursbeamter. 1946 bis 1947 Bezirksrat und 1947 bis 1951 regierender Bezirkshauptmann im Bezirk Appenzell, damit 1946 bis 1951 auch Innerrhoder Grossrat. Da die Kantonsregierung Wiili's Amt als unvereinbar mit dem Staatsdienst einstufte, musste er sich beruflich neu ausrichten und wurde 1947 Wirt im Restaurant Sonne und Händler von Büromaterial. 1951 bia 1957 wirkte er als Kantonsrichter. 1957 bis 1961 war er Landessäckelmeister (Mitglied der Kantonsregierung). Erst im zweiten Anlauf gelang ihm 1961 die Einführung des Gesetzes über die Grundstückgewinnsteuer. 1948 bis 1961 gehörte er der Feuerschaukommissio an, war 1948 bis 1951 Viehinspektor und präsidierte 1945 bis 1961 in Appenzell die Ostschweizerische Krankenkasse. Willi starb 1961 an den den Folgen einer schweren Magenoperation. Beerdigt auf dem Friedhof St. Mauritius.

 

Karte

 

Nachruf

Säckelmeister Willi Schürpf, Appenzell

(1904—1961)

Von Dr. Hermann Großer

Sieben Monate nach dem unerwarteten Hinschied von Landammann Beat Dörig verlor das Innerrhoder Volk erneut ein Mitglied seiner obersten Kantonsbehörde: am 7. Juni 1961 erlag Säckelmeister Willi Schürpf den Folgen einer schweren Magenoperation, die sich als notwendig erwiesen hatte und von der er nach langem Leiden Linderung erhofft hatte. Nicht daß er ob seiner Beschwerde untätig gewesen wäre, sondern er kam seinen Pflichten wie ein Mann in der vollen Lebenskraft nach und niemand hätte ahnen können, daß er vom frühen Tode gezeichnet war. Die Arbeitsfülle und die vielen Unannehmlichkeiten, die heute mit einem Regierungsamt verbunden sind, haben ihn zu sehr verbraucht, so daß, als einmal der ärztliche Eingriff notwendig war, die körperlichen Kräfte zu gering waren und das Herz zu schlagen aufhörte. So begleitete am 10. Juni eine große Volksmenge seine sterbliche Hülle auf den Gottesacker zu St. Mauritius und neben acht Delegationen der ostschweizerischen Kantone erwiesen ihr zahlreiche Vereine und Körperschaften die letzte Ehre.

Willi Schürpf ist am 26. Februar 1904 als Sohn des Stickers Josef Anton und der Anna Maria Signer in einem kleinen Häuschen in der Nähe des Bahnhofes Appenzell geboren. Ihm voran sind den Eltern Schürpf schon zwei Kinder geschenkt worden, doch starb das jüngere Schwesterchen Anna Maria schon im zarten Alter von einem Jahr und das gleiche Los erlitten auch zwei von den drei nachgeborenen Geschwistern. Die Eindrücke dieses frühen Verlustes und die einfache Lebensweise der Eltern blieben auf den heranwachsenden Knaben nicht ohne Eindruck, denn Willi Schürpf zeigte zeitlebens viel Verständnis für soziale Probleme und er hat denn auch maßgeblich mitgeholfen, die Auffassungen der allzu konservativen Kreise zeitaufgeschlossener und moderner zu formen. In einem gütigen und lieben Vaterhaus verbrachte er eine schöne Jugendzeit. Nach zwei Jahren Realschule am Kollegium St. Anton zog Willi Schürpf für ein halbes Jahr nach Estavayer in ein Institut, um anfangs Juli 1921 als Hilfsangestellter bei der kantonalen Steuerverwaltung in den Staatsdienst zu treten. Nach Bestehen der Rekrutenschule im Jahre 1924 wurde er zum Substituten dieser Verwaltung befördert, dann aber bald auch für Arbeiten im Armen- und Polizeisekretariat, auf dem Zivilstandsamt und Kreiskommando und sogar als Stellvertreter des Gerichtsschreibers beigezogen. Überall bemühte er sich, tiefer in die ihm begegnenden Probleme einzudringen, und so bildete er sich ständig weiter. 1933 wurde ihm der Posten des Betreibungs- und Konkursbeamten übertragen, den er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst im Jahre 1947 versah. Auf diesem Posten hat er in den Dreißigerjahren mancherlei Not und Sorge mitansehen müssen, denn diese Krisenjahre drückten vielerorts und als «Scholdebotz» hat er manche Aufgabe erfüllen müssen, die für ihn auch eine schwere seelische Belastung bedeutete und den Sinn für eine soziale Gerechtigkeit noch mehr in ihm vertiefte. Als Wegbereiter der christlich-sozialen Bewegung in Innerrhoden und dank seiner eifrigen politischen Tätigkeit wurde er am 5. Mai 1946 zum Ratsherrn des Bezirkes Appenzell gewählt, obwohl es damals noch weite Kreise gab, die es nicht gern sahen, wenn ein Angestellter des Staates in eine Behörde gewählt wurde. Dies kam denn auch im Großen Rat zum Ausdruck, indem ein bäuerlicher Reierungsvertreter den Beschluß veranlaßte, das Amt eines Bezirkshauptmanns oder eines Mitgliedes der Standeskommission sei nicht mit einer staatlichen Anstellung vereinbar und daher sei das Arbeitsverhältnis mit ihm aufzulösen (25. November 1946). Dessen ungeachtet wurde Willi Schürpf im Mai 1957 trotzdem das regierende Hauptmannamt von Appenzell übertragen, er aber trat aus dem Staatsdienste aus und schuf sich durch den Kauf des Gasthauses zur Sonne am Landsgemeindeplatz eine neue Existenz. Auf zwei Jahre eifriger Tätigkeit als regierender Hauptmann folgte für die gleiche Dauer eine Tätigkeit als stillstehender Hauptmann von Appenzell und am letzten Sonntag im April 1951 erkor ihn die Landsgemeinde ehrenvoll zum Mitglied des Kantonsgerichtes. Auch in dieser obersten richterlichen Behörde erwarb er sich bald das Vertrauen aller Kollegen, denn diese wählten ihn 1954 zu ihrem Vizepräsidenten, womit er zum ersten Sprecher und Antragsteller wurde und eine verantwortungsvolle Aufgabe zu versehen hatte. Schon sein bisheriger Werdegang hat ihm manch wertvolle Erkenntnis verschafft und wenn er sich einmal unsicher fühlte, dann studierte er die einschlägigen Kommentare und Entscheide. Als die Landsgemeinde 1957 infolge einer Dreierdemission verschiedene Landesämter neu zu vergeben hatte, wählte sie ihn zum Vorsteher des Landessäckelamtes, jenes Regierungsamt, das mit demjenigen des Landesfähnrichs zu den unpopulärsten gehört, weil ein kleiner, finanzschwacher Bergkanton immer zu wenig hat und den stets wachsenden finanziellen Anforderungen auch entsprechende Einnahmen gegenüberstellen muß. Mit Elan und Sachkenntnis arbeitete sich Willi Schürpf in die sich stellenden Probleme ein und hatte auch den Mut, Dinge zu sagen und zu vertreten, die nicht unbedingt populär sind. Es ist ein schweres Ding, dem kleinen Lande die notwendigen Mittel zu beschaffen. Es ist nicht leicht, neue Einnahmequellen zu erschließen. Es trifft sehr oft den, der es tut, der Vorwurf, nicht sparen zu können. Dabei wissen alle genug, daß auch öffentliche Aufgaben entsprechende Mittel verlangen, daß sie nicht mit guten Worten und gutem Willen allein zu lösen sind. Willi Schürpf hat getan, was er für recht gehalten. Es fiel ihm manchmal schwer, nein sagen zu müssen, wo er aus sozialen und menschlichen Überlegungen weit lieber ja gesagt hätte. Er konnte eben nur über jene Mittel verfügen, welche der Staat hatte, sagte Standespfarrer Dr. A. Wild von ihm anläßlich der Beisetzung. Auf der Suche nach neuen Geldmitteln wehrte er sich für die Einführung der Grundstückgewinnsteuer, was ihm nach einem zweiten Anlauf auch wirklich glückte. Die Schaffung der zweiten Grundstückschatzung zu Steuerzwecken verfolgte den gleichen Zweck, während der Ausbau der kantonalen Versicherungen mehr sozialen Verbesserungen diente. Eifrigen Anteil nahm er an der Schaffung von Straßengesetz und zugehörender Verordnung, damit auf diesem Sektor ebenfalls eine klare Rechtsordnung herrsche.

Daneben gehörte Willi Schürpf als einflußreiches und initiatives Mitglied ebenfalls der kantonalen Baukommission, der Kriminalkommission, der Industriekommission und der Armenkommission an und unter ihm als Vorsteher der Salzfaktorei wurde die Fluorierung des Salzes eingeführt. Im weiteren stellte er seine Kräfte und seine Kenntnisse auch dem Verwaltungsrat der Genossenschaftsbuchdruckerei Appenzell sowie als Kommissionsmitglied der Korporation «Zahmer Bann», des Jahrgängervereins, der Feldschützen Appenzell, der OSKA, der Stenographia Säntis und der Feuerschauverwaltung Appenzell, deren Präsident er sogar noch wenige Monate vor dem Tode geworden war, zur Verfügung. Überall tat er sein Bestes und gab durch seine aufgeschlossene und weitsichtige Haltung neue Impulse, erntete dafür aber auch neben Undank verschiedentliche Ehrungen und Anerkennungen. Noch als Regierungsrat war er bereit, bei Lehrabschlußprüfungen als Experte für Stenographie mitzuwirken, stundenlange Korrekturarbeiten nicht scheuend und befürwortete trotz Widerständen die fällig gewordene Erweiterung des Feuerschaukreises. Während des Aktivdienstes erfüllte er seine militärische Pflicht auf dem Fliegerbeobachtungsposten des hohen Säntis und war seinen Dienstkollegen stets ein ergebener und unterhaltender Kamerad. So übte Säckelmeister Willi Schürpf zahlreiche Funktionen im Dienste von Organisationen und Öffentlichkeit aus, weshalb sein früher Tod vielerorts eine tiefe Lücke riß. Am meisten vermißt ihn jedoch seine kinderreiche Familie, der er ein treubesorgter Gatte und Vater voll Güte war. Seine ganze Kraft und den Großteil seines Lebens opferte er, der selbstverständlich auch seine menschlichen Seiten hatte, der Familie, den Mitmenschen, den Vereinen und Organisationen sowie der gesamten Öffentlichkeit; er sicherte sich dadurch ein dankbares und dauerndes Andenken.

Willi Schürpf (1904-1961)

Appenzellische Jahrbücher, Band 89 (1961)

 

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Erstellt durch Daniel Stieger (letzte Aktualisierung: 18.02.2024)
Letzte Änderung der Daten: 2018-09-16
Quellen: Appenzellische Jahrbücher, Band 89 (1961)
 
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