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*** Viktor Kobler ***
Josef Anton
Kobler
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Maria Elisabetha (Elisabeth)
Kobler-Lenherr
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Viktor Kobler * So, 1859-02-06 † Fr, 1937-01-08 |
| Mi, 1889-07-17 |
Babette Kobler-Stauder |
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| Paul Kobler |
| Paul Kobler |
| Viktor Arnold Kobler |
| Max Werner Kobler | |
*** Report ***
Personalien
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Name | Viktor Kobler |
Bürger von | Kobelwies, Oberriet, SG |
Geboren am | 1859-02-06 in Gams, SG
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Gestorben am | 1937-01-08 in Zürich
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Beruf(e) | Sticker; Erfinder; Monteur (1889) |
Wohnort(e) | Gams, SG (1859); Sennwald, SG (1860); Gemeindemühle, Ruggell, Liechtenstein (1862); Oberriet, SG (1865 resp. 1867); Eichenwies, Oberriet, SG (1868); Wien, Österreich (1883); Kempten-Wetzikon, ZH (Juni - Oktober 1884); Romanshornerstrasse, Arbon, TG (1884); Schönengrund, AR (1887); Bergli, Arbon, TG (1890, 1891); Rorschach, SG (1894, 1895, 1897); zum "Wichenstain", Rorschach, SG (1901); Zürich (1936) |
Eltern
| Vater | Josef Anton Kobler (1816-01-15 bis 1890-12-15)
| Mutter | Maria Elisabetha (Elisabeth) Kobler-Lenherr (1817-12-31 bis 1895-02-20)
| Partner
| Ehefrau | Babette Kobler-Stauder (1865-03-03 bis 1936-02-17) Hochzeit am 1889-07-17 in St. Peterzell, SG Kommentar: Kirchliche Hochzeit am 18. Juli 1889. |
Kinder
| Sohn | Paul Kobler (1890-09-27 bis 1890-11-07) |
Sohn | Paul Kobler (1891-12-27 bis 1985-02) |
Sohn | Viktor Arnold Kobler (1895-08-19) |
Sohn | Max Werner Kobler (1897-11-02) |
Viktor wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Er besuchte die Volksschule in Oberriet (1867) und danach in Eichenwies (ab 1868). Die Schule in Eichenwies lag damals noch im Argen. 1873 wurde er frühzeitig (nach 6 Schuljahren) aus der Schule entlassen, da man Platz für jüngere Schüler brauchte (im Zeugnis wurde kurzerhand sein Geburtsjahr abgeändert). Da sein Vater als Küfer wenig Geld hatte (und infolge der schlechten Obst- und Weinjahre 1870 bis 1873 wenig verdient hatte), konnte er den aufgeweckten Viktor nicht in die Realschule schicken. So hütete dieser vorerst Ziegen und Kühe bei der Burgruine Wichenstein und bildete sich selbstständig im Rechnen weiter. Gerne wäre er Mechaniker geworden (in der Schule habe er ausser Bibellesen kaum etwas gelernt, schrieb Kobler einmal). Die Kost war recht einfach und bestand dreimal täglich aus Kafi mit Türggeriebel!
Aus demselben Grund konnte Viktor auch nicht wie gewünscht den Mechanikerberuf erlernen. Wie begabt er dafür gewesen wäre bewies er schon als 13-Jähriger.
Eines Tages kam er mit seinen Geißen vom hüten nach Hause. Sein Bruder Josef sass unglücklich vor einem zerlegten Vetterligewehr. Er hatte dasselbe von seinem Nachbar zum Reinigen übernommen und klagte nun, er könne es mit dem besten Willen nicht mehr zusammensetzen.
Victor anerbot sich sofort, ihm zu helfen, obwohl er noch nie ein solches Gewehr in den Händen gehabt hatte. Misstrauisch machte der
um sechzehn Jahre ältere Bruder aus der Not eine Tugend. Victor durfte die einzelnen Bestandteile zwar nicht berühren, aber er durfte durch kurze Angaben und mit dem Hüterstecken zeigen, wie die Teile zusammengefügt werden müssen. In zwei Minuten war das Gewehr wieder in Ordnung. Ueberhaupt pröbelte der Knabe schon damals- öfters zum Schrecken des ganzen Dorfes. Er sammelte heimlich Pulver und alte Patronen, bastelte Füür- und Wassertüfel, und wenn es irgendwo knallte oder krachte, so hieß es immer, der Küferbub wird wohl wieder eine Dummheit gemacht haben.
Heimatschein No. 2576 K.
Ab 1875 arbeitete Viktor in verschiedenen Stickereifirmen (zuerst bei den Herren Rittmayer in Bruggen, später bei der Firma Saurer in Aarbon bis 1881 (Franz Saurer * vermutlich am 3. Oktober 1806 in Veringendorf; † 28. November 1882 in Arbon TG), bei der Witwe Scherrer 1881-1883) und eignete sich autodidaktisch Kenntnisse in Technik und Physik an und wurde neben seiner Arbeit auch als Erfinder tätig. So war er unter anderem 1884 Erfinder der Fädelmaschine (Schweizerpatent No. 25), welche er 1888 für Saurer automatisierte. Am 15. März 1887 nahm er eine Stickermeisterstelle bei den Herren Gebr. Stauder in Schönengrund an. Dort konstruierte er eine Miniatur-Schifflistickmaschine mit 12 Nadeln und verbesserte seine erste Fädelmaschine in eine automatische Fädelmaschine. Dieses neue Patent verkaufte er wiederum an Saurer.
1889 heiratete er Babette Stauder (Schwester seiner Prinzipale Gebr. Stauder), die er in Schönengrund kennen lernte und mit der er drei Söhne hatte. Mit ihr bezog er im "Bergli" in Arbon eine Wohnung. Seine Eltern und sein Bruder blieben in Schönengrund zurück. (Kusz vor dessen Tod versprach er seinem Vater die 600 Frenken Schulden aus dem Konkurs im Jahre 1878 zurückzubezahlen. Dies gelang ihm dann nach drei Jahren.)
1891 machte er sich als Erfinder selbständig. Innerhalb von zwei Jahren entstanden 5 neue Erfindungen. Die automatische Bobinenmaschine, die verbesserte Bobinenmaschine auf einem Dorn, eine Stickbestimmungsvorrichtung für Stickmaschinen, ein Nähstoffhalter sowie ein origineller Kreiselrevolver (Kinderspielzeug).
1901 baute sich Kobler die Villa zum 'Wichenstain' in Rorschach, welche der Grottenburg der Ritter Wichenstain von Oberriet nachempfunden wurde (und welche er aus seiner Hüterbubenzeit kannte). In der Villa Wichenstain betrieb Kobler ein Konstruktionsbüro und unterhielt eine kleine Werkstatt, unter anderem eine fussgetriebene Werkbank, die heute immer noch erhalten ist. 1915 zogen die Koblers nach Zürich, wo Victor zusammen mit seinen Söhnen 1920 die Firma Kobler & Co. für Büroausrüstung gründete, die bis 1986 bestand.
Gegen Ende seines Lebens, im Jahre 1931, ist Victor Kobler-Stauder im Steuerregister der Stadt Zürich als «Privatier» aufgeführt. Er versteuerte ein Einkommen von jährlich 7400 Franken und verfügte über ein beachtliches Vermögen von weit über 200'000 Franken. Sein ältester Sohn Viktor, ebenso wohnhaft an der Huttenstrasse 62, führte als Inhaber der Firma Kobler & Co. jene Firma weiter, die sein Vater einmal gegründet hatte.
1934 erschien seine Autobiographie Mein Leben und meine Erfindungen. Victor Kobler war Inhaber von ca. 80 Patenten, wie z.B. für die automatische Einfädelmaschine, einen heute noch aktuellen Konzepthalter für die Schreibmaschine und eine Schiffchenstickmaschine mit Längsantrieb. Gemäss Bürgerregister Oberriet No. 1603 verstorben am 8. Januar 1936.
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Karte
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Villa Wichenstain
Victor Kobler, geboren 1859, Sohn eines armen Küfers, erbaute diese Villa.
Seine Eltern ermuntern ihn, nach St. Gallen «auszuwandern» und dort in der Stickereiindustrie Arbeit zu suchen. Er besucht das Kinderfest und als er dort 1875 all die schönen Kleider im Festtrubel sieht, wird er sich seiner verschlissenen Kleider und Armut so richtig bewusst. Dieses Erlebnis lässt ihn ein Leben lang Anerkennung und Reichtum suchen.
Ein Tüftler und Pröbler
Er findet Arbeit bei Saurer in Arbon. Sein erfinderischer Geist regt sich im Kontakt mit der Stickereiindustrie. Seine Eltern, die wegen einer Bürgschaft Haus und Hof verloren hatten, waren zu ihm nach Arbon gezogen und verrichten dort eine mühselige Heimarbeit für die Weberei. Er konstruiert ein Apparätchen, mit der diese Arbeit fünfmal schneller geht.
Nach dieser ersten Erfindung pröbelt er in alle Nacht hinein und verblüfft Adolph Saurer mit seinen Ideen. Saurer ermuntert ihn zum Weitertüfteln, er entwickelt eine Fädelmaschine, die das Schweizer Patent No. 25 erhält. Seine Eltern machen grosse Augen, als ihm Saurer für diese Erfindung 1000 Franken bezahlt. Fortan arbeitet er auf eigene Faust.
Erfindungen machen reich
Mit dem Aufkommen der Schifflistickmaschinen gelingt ihm eine bahnbrechende Erfindung: Eine Maschine, die Garnbobinen für die Schiffli herstellt. Saurer engagiert ihn als Konstrukteur und Kobler verbessert die Saurer-Stickmaschinen mit einem neuartigen Antriebssystem. Die Maschinen werden an der grossen Weltausstellung 1900 prämiert; Kobler wird zum reichen Mann und eine bekannte Persönlichkeit in der Stickereiindustrie im In- und Ausland.
Jetzt lässt er sich eine Villa «in schönster Lage Rorschachs» bauen. In seiner Biographie schreibt er 1934: «Ich taufte mein Haus zum , weil ich am Fuss der gleichnamigen Ruine in Oberriet als Knabe Kühe und Geissen gehütet habe. Von meinem Besitztum habe ich eine prachtvolle Aussicht über Rorschach und Bodensee.» Sein Grundstück reichte bis zur heutigen Burghaldenstrasse, das Haus Friedenstrasse Nr. 7 stand darin als Gärtnerhaus.
Bitterer Lohn
Jahrelange Streitigkeiten mit Neidern und Nachahmern seiner Erfindungen verbittern ihn. 1916 verlässt er «Wichenstain» und zieht nach Zürich. Vor seinem Tod 1936 schreibt er melancholisch: «In der Ruine lebten Menschen, die längst verschollen sind. Das gleiche Los ist auch meinem und seinen Bewohnern beschieden.» Dessen sind sich wohl auch die heutigen Besitzer bewusst, die derzeit die herrschaftliche Villa mit Türmchen und Spitzbogenfenstern innen und aussen prächtig renovieren lassen. Das Haus ist im Ortsbild von Rorschach in der Schutzkategorie 1 für historische Bauten aufgenommen.
Quelle: Otmar Elsener im St Galler Tagblatt vom 2. August 2011
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Weihnacht 1911
Im Zenith seines Lebens.
Quelle: Mein Leben und meine Erfindungen, Victor Kobler-Stauder, 1934,
Selbstverlag des Verfassers, Zürich 6 [VK1934]
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