Puppen wie dazumal
Auf den Tischen stehen Puppen: modische Rokokodamen, bunte Clowns, Harlekine.
Unter einzelnen Röckchen sind Spieldosen verborgen.
Alle Figuren sind mit einer erstaunlichen Liebe zum Detail hergestellt worden.
«Aufs Puppenmachen», sagt die Puppenkünstlerin Margot Stieger (die Gattin des bekannten Grafikers und Illustrators Heinz Stieger), «bin ich durch Zufall gestossen.»
Sie, die seit langem zeichnet, malt, schneidert, versuchte aus einer Modelliermasse eine Puppe herzustellen.
«Ein Nachbar», erzählt Margot Steiger [!], «der Bildhauer Arnold D'Altri, sah meine schüchternen Versuche.
Er schlug vor, mit einer Masse aus Polyester und Marmormehl weiterzuarbeiten.»
Nun wurde tagelang experimentiert.
Es gelang!
In Gussformen entstanden Körper, Arme, Beine, Köpfe.
Margot Stieger durchkämmte nebenbei eine grosse Zahl von Flohmärkten, suchte in Kleidergeschäften nach alten Stoffen mit Spitzen.
Fast nicht mehr aufzutreiben sind echte Puppen-Glasaugen.
«Ich fand», erinnert sich Margot Stieger, «einmal eine Schachtel bei einem Kuriositätenladen im Zürcher Niederdorf, das Paar Augen für 12 Franken.
Selbst nach Deutschland bin, ich darauf gefahren, um weitere echte Puppen-Glasaugen zu suchen.»
Im Moment zeigt und verkauft die Künstlerin in einer Atelierausstellung an der Schweighofstrasse 196 in Zürich ihre prächtigen Puppenwerke. (Feature Karl Hofer)
Quelle: Wir Brückenbauer, 28. November 1975
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